Speichelfeste Freunde

Letztes Wochenende war ich in einer meiner Ex-Heimatstädte. Die Sehnsucht übermannte mich dort insgesamt nicht, es ist eine Stadt, zu der ich nie den richtigen Zugang fand, obwohl ich dort wirklich unglaublich viele nette Menschen kenne.

Einer davon war jahrelang nicht nur mein bester Freund, sondern auch der meines Mannes. Die beiden waren musiktechnisch auf der gleichen Wellenlänge, gingen zusammen in Konzerte und unterhielten sich in Slayer-Zitaten. Ich hatte diesen Freund angeschleppt, oder vielmehr meine 85-jährige Vermieterin seinerzeit im Grundstudium, als sie ihn mir stolz (und augenzwinkernd) als meinen neuen Mitbewohner kredenzte. Umso schöner, dass wir uns viele Jahre später in der gleichen Stadt wiederfanden.

Dann bekam er ein Kind und beschloss über Nacht, dass Slayer nicht zur Rolle des liebenden Vaters passt. Es folgten weitere Beschlüsse und schon war der Kontakt gekappt und eine langjährige Freundschaft beendet. Kein Wiederbelebungsversuch meinerseits zeigte Erfolg.

So flanierte ich also durch die Straßen ebendieser meiner Ex-Heimatstadt und wurde doch ein wenig wehmütig (mal ganz abgesehen davon, dass sich um die Ecke von unserer Ex-Wohnung inzwischen ein Sushi-Restaurant befindet). Beinah hätte ich bei meinem Ex-besten-Freund geklingelt. Aber ich habe mich nicht getraut.

Einen Tag später war ich wieder zu Hause und fand ein Päckchen vor. Von meiner allerbesten Freundin seit Kindergartentagen. Schweiß- und speichelfeste Holzperlen. Damit ich mir neuen Schmuck machen kann. Ohne Silber.

Ja, manche Freunde bleiben auf der Strecke, wenn das Leben sich verändert. Oder auch nur so. Aber die richtig guten, die bleiben. Und wenn man ganz viel Glück hat, schenken sie einem sogar was Speichelfestes.

Neinnein, das ist nicht der wichtigste Punkt bei Freundschaften. Aber ein toller Bonus.