Nostalgiebetten – Bett 8a und 9a

Die zahlreichen Betten meiner Vergangenheit

Erinnerungen haben eine große Macht in mir. Und ich merke, dass es mich befreit, wenn ich sie niederschreibe, dann ist mein Kopf damit nicht mehr so blockiert und ich kann ihn mit neuem Kram vollstopfen. Ich kam auf die Idee, diese Serie zu schreiben, weil ich, wenn ich nicht einschlafen konnte, mich in die Betten meiner Vergangenheit zurückträumte. Das tue ich momentan überhaupt nicht mehr. Vielleicht kommt das wieder, vielleicht habe ich die Erinnerung jetzt auch einfach outgesourct. Vielleicht schlafe ich auch einfach zu schnell ein.

Während meinem Grundstudium in Tübingen (Bett 8 und 9) absolvierte ich ein sechswöchiges Praktikum am Nordfriesischen Institut in Bredstedt. Dort wohnte ich bei der Witwe eines ehemaligen Mitarbeiters im Gästezimmer. Es handelte sich dabei um ein kleines Zimmerchen, in dem all die Romane verstaut waren, mit denen man Gäste gern beschäftigt. Seitdem kenne ich alle bis dahin verfügbaren Hera-Lind-Romane und sonstige Seichtliteratur mit Veronica-Ferres-Verfilmungs-Potenzial. Am Institut machte ich eine Erhebung der nordfriesischen Straßennamen und betreute die Veröffentlichung der föhrfriesischen Version von Momme Müs mit. Dabei handelte es sich um ein Friesisch-Lehrbuch für die Grundschule, das bereits in diversen anderen friesischen Sprachen erschienen war. Dabei waren die Bilder ziemlich kaputtkopiert worden, was sich mit dem großzügigen Einsatz von Tipp-Ex allerdings gut beheben ließ.

Paase üüb!

Paase üüb!

Meine Freizeit verbrachte ich am Strand (einmal fuhr ich zur Hamburger Hallig und war entsetzt, als man mir 5 DM Parkgebühr abnahm) und auf dem Markt in Husum, wo es unglaublich leckere Schillerlocken gab.

Was mir jedoch am präsentesten in Erinnerung ist: Ich lag am Abend im Bett und hatte gerade das Licht ausgemacht. Über mir der gebogene Arm der Stehlampe, die mein Leselicht war.

Da lag ich nun, vielleicht dachte ich über die Betten meiner Vergangenheit nach, vielleicht schlief ich auch schon fast, jedenfalls sprang plötzlich etwas offenbar von der Lampe aus in mein Gesicht. Ich erschrak und knipste die Lampe an, um gerade noch zu sehen, wie eine riesenhafte Spinne unter meinem Bett verschwand.

Ich habe sie nie wiedergesehen. Manchmal werde ich deswegen noch immer etwas nervös.

Bett 9a fand ein Jahr später statt und stand in einem internationalen Wohnheim in Groningen. Ich hatte meine Zeit in Tübingen nun hinter mir und wollte mir vor meinem Aufbruch zu Bett 10 noch ein weiteres Friesisch-Praktikum einverleiben, nämlich am Friesischen Institut der Groniger Universität. Es war alles abgesprochen, logisch, ich hatte mit dem dortigen Professor kommuniziert und trat Anfang August meinen Dienst an.

Oder vielmehr – ich versuchte es. Die Sekretärin sah mich erstaunt an und teilte mir freundlich mit, dass der Herr Professor dann im September wieder da sei. Tja, schade aber auch.

ungemütliches Zimmer

Immerhin hatte ich meine Flagge als Deko dabei. Hat aber auch nicht viel geholfen.

Ich war ohnehin nicht übermäßig gut drauf und mein Zimmer zwang mich, viel Zeit außerhalb von ihm zu verbringen. Denn es war zwar groß, aber unglaublich ungemütlich. Ein Metallspind, ein Stuhl, ein Bett, ach nö, das war echt unschön. Nach etwa drei Wochen hatte ich genug und brach meine Zelte ab. Bett 10 wartete ja schon.