Nostalgiebetten – Bett 5

Fernsehen und Toast

Heute: mit Schwedischkalenderverlosung ohne jeden Bezug zum Thema, s. u.

Wir befinden uns immer noch in dem Jahr, in dem ich in England zur Schule ging. Elfte Klasse (Lower Sixth). Ich schlief in Bett 4.

Und dann kamen die Osterferien und ich flog nach Hause und das Unvorhergesehene passierte. Kurt Cobain nahm sich das Leben, ich war krank und hörte den ganzen Tag Nirvana, Papa wurde 50 (das war vorhergesehen) und es kam ein Brief. Aus England.

Aus finanziellen Gründen würde meine Schule schließen. Da sie Teil der Woodard-Corporation war, würde man fürs gleiche Schulgeld auf eine andere Woodard-Schule gehen können. Und es wäre ja nur sinnvoll, gerade für diejenigen, die nicht direkt vor Abschlussprüfungen standen, direkt auf eine andere Schule zu wechseln.

Ich lag in Bett 3 und wusste nur eins: Ich würde nicht sofort auf eine andere Schule gehen. Schließlich hatte ich die Mathe- und Deutschprüfungen im nächsten Term und überhaupt, keine zehn Pferde hätten mich vorzeitig aus dieser Schule bekommen. Meine Eltern akzeptierten meine Entscheidung, überlegten hin und her, ob ich nicht nach Deutschland zurückkommen sollte, auf Papas altes Internat, aber nein, nein.

Als ich nach Ostern zur Schule zurückkam, war alles anders.

An meinem Zimmer stand nicht mein Name. Mein Zimmer war jetzt am anderen Ende vom Flur, in mein altes Zimmer zogen zwei Zehntklässlerinnen.

Ich ging den Schrank tauschen.

Was war passiert?

Mit der Ankündigung der Schließung hatten sich viele Schülerinnen abgemeldet und auch einige Housemistresses (man kennt sie als „Hausmutter“ aus Hanni und Nanni) hatten bereits andere Anstellungen bekommen. Daher wurden die Zehntklässlerinnen, die ja vor dem GCSE-Abschluss standen und somit auf der Schule blieben, in unserem Haus einquartiert. Das, wir erinnern uns, ja doch recht viele leere Betten aufzuweisen hatte.

Von meinem Jahrgang waren genau zwei übrig: meine großartige japanische Freundin Kay und ich.

Unsere Housemistress Miss Watson war überhaupt gar nicht amused. Statt sieben (wir hatten im letzten Term noch eine Neue bekommen) bzw. zwei (die einzigen, die vom Jahrgang übrig waren) hatte sie nun um die zwanzig Schäfchen zu hüten. Was sie dazu veranlasste, uns beiden „Großen“ so viele Privilegien wie möglich zu verschaffen.

– Nein, ihr teilt euch den Gemeinschaftsraum nicht mit den Kleinen.

– Der Toaster aus der Küche gehört der Lower Sixth, den haben sich die Schülerinnen mal selber gekauft.

Miss Watson besorgte uns einen eigenen Fernseher. Wir stellten den Toaster und unsere Essensrationen in mein Zimmer. Es war ein kleines Zimmer: Bett, Schrank, Tisch, Kommode, voll. Aber der Fernseher passte auf den Schrank und aus Bananenkartons bauten wir eine Vorrichtung für Toaster und Wasserkocher. Der Bananenkarton hatte sogar eine Schublade für unsere Chipsrationen.

Kay verbrachte jede Minute bei mir, wenn wir nicht akut lernen mussten. Mein Bett diente uns als Fernsehsofa. Mein Bett war unser Lebensmittelpunkt. Da saßen wir und sahen fern und quatschten und hatten Spaß und ich fragte Kay nach links und rechts ab für ihre Fahrprüfung. (Ausgerechnet ich!) Es war ein großartiges Trimester und über ein Jahr lang dachte ich, eine schönere Zeit würde ich nie mehr erleben. Denn Unterricht allein ist zwar anstrengend, aber es gibt keinen vergeudeten Tag. In der Schule vergeudet, meine ich. All die Zeit, die ich bisher nur mit dem Warten auf das Unterrichtsende verplempert hatte.

Zeit, die ich mit unnötigen Diskussionen mit ebenso unnötigen Mitschülerinnen verschenkt hatte.

Vorbei.

Wenn ich am Abend in diesem Bett lag, war der Tag gut gewesen. Immer. Wenn ich morgens aufwachte, kam Kay herein und wir aßen Toast.

Es war eine friedliche Zeit, kein Stress – die einzigen Prüfungen, die anstanden, waren Deutsch und Mathe (aber da hatte ich die einfache Variante gewählt und das konnte sogar ich ohne Probleme), was sollte ich groß lernen, die anderen Fächer waren ja erst nächstes Jahr an der anderen Schule dran.

Die nächste Schule. Bereitete mir das Sorgen? Nein, ich glaube nicht. Es war klar, dass Kay und ich getrennter Wege gehen würden. Schlaflos hat mich das nicht gemacht. Ich habe gut geschlafen. Auch, als Jim nicht mehr am Wochenende kam, um mich auszuführen.

Und doch gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen Bett 4 und 5. Bett 4 war die Verkörperung vom gemäßigten Auf-eigenen-Beinen-Stehen, das Abenteuer mit Planziel.

Bett 5 war die Abweichung vom Plan, die Alternativroute, der Auftakt zum Trip ins Ungewisse.

Ungewiss ist auch, wie ich jetzt die Überleitung von einem englischen Bett zu einem schwedischen Kalender mache.

 

Kalender auf Fensterbank

Schwedischkalender 2016, Serviervorschlag

Vielleicht lasse ich es lieber. Wenn Du einen Schwedisch-Sprachkalender gewinnen möchtest, kommentiere hier bis Donnerstag, den 17.12.15 um Mitternacht rein, warum.

Am Freitag lose ich dann aus. Rechtsweg ausgeschlossen und so, Auszahlung auch, logisch.

 

6 Kommentare
  1. Heidi Wöhler sagte:

    Ich möchte den Kalender gewinnen, weil ich meinem Mann so einen in den Nikolausstiefel gesteckt habe, den Kalender also schon kenne und ihn gern nochmal verschenken möchte!

  2. Anita Brieskorn sagte:

    Ich würde den Kalender gerne gewinnen, weil ich gerne dazulerne und neue Sprachen&Kulturen immer eine Bereicherung sind.

  3. Susanne Dirkwinkel sagte:

    Ich könnte ihn sehr gut gebrauchen, um meinen Wortschatz zu erweitern. Mit „Jag vill inte gå“ bin ich ja leider nicht sehr weit gekommen…

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